Freitag, 21. Juni 2013

Teresa von Ávila "über den Körperkult"

"Nicht wenig Elend und Verwirrung kommen daher, dass wir durch eigene Schuld nicht uns selber nicht verstehen und nicht wissen, wer wir sind. Erschiene es uns nicht als furchtbare Unwissenheit, meine Töchter, wenn jemand keine Antwort wüsste auf die Frage, wer er ist, wer seine Eltern sind und aus welchem Land er kommt? Wäre dies ein Zeichen von tierischem Unverstand, so würde in uns ein noch unvergleichlich schlimmerer Stumpfsinn herrschen, wenn wir uns nicht darum kümmern würden, zu  erfahren, was wir sind, sondern uns mit diesen Leibern zufrieden gäben und einfach nuur so, vom Hörensagen, weil der Glaube es uns lehrt, wüssten, dass wir eine Seele haben. Aber welche Güter diese Seele in sich bergen mag, wer in ihr wohnt und welch großen Wert sie hat, daran denken wir zu selten und deshalb ist man so wenig darauf bedacht, ihre Schönheit mit aller Sorgfalt zu bewahren. All unsere Aufmerksamkeit gilt der rohen Einfassung, den äußersten Mauern dieser Burg, das heißt den Körpern."


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