Samstag, 29. Juni 2013

Von Veganern lernen, heißt siegen lernen

In den letzten Tagen habe ich mich ein wenig im Internet umgetan, weil ich einen Artikel über Tierrechte und Menschenrecht schreiben wollte. Dabei bin ich tief in den Blogosphären-Hades von kätzchenknuddelnden Essgestörten und häschenherzenden Menschenhassern hinabgestiegen. Die Tierrechte müssen warten. Anlässlich des Festes der beiden großen Glaubensverkünder möchte ich lieber zusammenfassen, was man von Veganern in Sachen Werbung für die eigene Weltanschauung lernen kann.

Besonders aufschlussreich fand ich das Blog "einbesserermenschwerden", von dem aus man sich durch die bunte Welt der Wurstimitate und Sojahähnchenschenkel klicken kann. Ich bitte, das zu googeln, weil ich aus Ihnen nach der Lektüre dieses Blogs sicherlich verständlichen Gründen vermeiden möchte, dass die engagierte Bloggerin mit dem vielsagenden Pseudonym "la la" hier aufschlägt.

Wie man für seine Weltanschauung wirbt!


Rationalisieren Sie ihre Obsessionen und Neurosen

Sie beschäftigen sich obsessiv mit Ernährung? Kein menschliches Tier hat Sie gern, nur Nicht-Menschliche, und die auch nur solange sie noch nicht in der Lage sind, den Dosenöffner selbst zu bedienen? Dann werden Sie Veganer! Nun haben Sie die Möglichkeit sich den lieben langen Tag mit nichts anderem mehr zu beschäftigen, als mit dem Essen, ohne dass man auf den Gedanken käme, sie zu Behandlung und Zwangsernährung einzuweisen. Andere Menschen essen häufig und gern, das gibt Ihnen reichlich Gelegenheit, den dürren Zeigefinger auszufahren, und leidenschaftliche Strafpredigten zu halten. Sie können ihre ohnehin unerwiderte Liebe dem ganzen Tierreich widmen, ohne dass das anrüchig erscheint. Im Gegenteil: Sie haben das Licht geschaut, Sie stehen einsam auf der Seite der Guten, und all die anderen wandelnden Tierfriedhöfe müssen zu Ihnen stoßen bzw. gestoßen werden, dann werden auch sie endlich:

Ein besserer Mensch sein

Halten Sie mit ihrer moralischen Überlegenheit nicht hinter dem Berg. Sie haben eine neue Stufe des Säugetierseins erreicht, und das andere menschliche Gewürm soll das wissen. Ihre Oma lädt Sie an Weihnachten zum Gänsebraten ein? Zeigen sie dieser achzigjährigen Leichenfleddererin wo der ethische Hammer hängt! Machen Sie ihr klar, wie herzlos und empathiefrei sie sein muss, wenn sie sich nicht in schnatterndes Geflügel einfühlen kann. Wie arrogant und unangebracht es ist, dass diese senile Trockennasenäffin sich für was besseres als Federvieh hält. Machen sie ihr klar, dass sie genausogut ihr neugeborenes Urenkelchen schlachten, ausweiden und in die Bratröhre schieben könnte. Das wird ihr zu denken geben. Falls nicht erklären sie ihr, dass es ihre eigene Schuld ist, wenn sie in fünf, sechs Jahren stirbt, weil sie sich nicht vernünftig ernährt hat. Deswegen sieht sie doch so faltig aus und hat keine Zähne mehr im Maul. Sie dagegen werden hundertzwanzig Jahre alt werden, und nicht Tierleichen werden ihren Lebensweg pflastern, er wird gesäumt sein von verarmten und bettelnden Ärzten!
Zeigen Sie stolz ihre tierleidfreien Plastikschuhe! Ziehen Sie sie aus, damit für die zu Belehrenden sinnlich erfahrbar wird, dass der Mensch nur ein Tier ist!

Sie verzichten auf nichts

Machen Sie ihren Mitprimaten klar, dass Sie eigentlich auf nichts verzichten, als darauf, Angst und Schrecken unter den gleichberechtigten Tieren zu verbreiten. Es fehlt ihnen nichts, wenn sie auf Fleisch und andere Tierprodukte verzichten. Zeigen sie ihren Freunden die Sojamortadella, die aussieht wie Echte und auch ganz ähnlich schmeckt. Oder den köstlichen Käse, der mit aller lebensmitteltechnischen Kunst aus Sonnenblumenöl, Gluten und Hefeflocken zusammengerührt wurde, weil Ihnen nichts fehlt! Deswegen verbringen Sie auch ihre gesamte Freizeit damit, Rezepte für vegane Sahnetorte und tierfreie Muffins mit gleichgesinnten auszutauschen. Ihre Weltanschaung erfüllt Sie und macht sie glücklich. Ihr besserwisserischer, sauertöpfischer Eifer rührt nur daher, dass es immer noch Andersdenkende gibt.

Widersprechen Sie sich

Erklären Sie der arroganten Menschheit, dass sie nur Tierreich ist. Wenn dann wieder so ein Depp kommt und was von Allesfresser schwafelt, weisen Sie diesen Biologismus zurück. Der Mensch ist nur ein Tier wie jedes andere, und weil er empathie- und einsichtsfähiger ist als jedes andere Tier, darf er sich nicht wie ein Tier benehmen. Wenn jemand da einen Widerspruch findet, darf er ihn behalten. Schreien Sie ihm all das Leid der versklavten und zerstückelten Tierwelt entgegen. Sie brauchen nicht ruhig und gelassen zu argumentieren, um etwas zu erreichen. Sie haben es doch schon erreicht und nur die Schlechtigkeit dieser Haarspalter steht der Erlösung im Wege.

Finden Sie den Feind in den eigenen Reihen

Schlachthöfe sind schrecklich, Fleischfresser sind widerlich, aber das ekelerregendste Pack sind immer noch: Vegetarier! Diese lauwarmen, inkonsequenten Heuchler geben vor, für das Gleiche einzustehen, wagen es aber weiterhin Hühner, Milchkühe und  Honigbienen auszubeuten. Was könnte schlimmer sein als diese kompromittierenden Heuchler. Gut, Naturschützer, aber bei denen sind Sojaflocken und Hefeschmelz sowieso verloren. Hier gilt es das Gute zum Sieg zu führen, das geht nicht mit den eigenen Reihen voll trotzkihaften Defätisten. 

Bloggen Sie

aber um Himmels Willen nicht über das, worum es Ihnen geht: die lieben, süßen, beeindruckenden, wunderschönen Tiere. Beschimpfen sie mit möglichst großer moralischer Herablassung diejenigen, die Sie erreichen wollen. Und natürlich die Vegetarier, diese Spalter. Verfluchen und Verschmähen Sie die Fleischfresser, damit diese ihre große Empathie für die ganze Natur zu spüren bekommen. Das Mittel der Wahl sind natürlich:

Nazivergleiche

Vergleichen Sie Schlachthöfe mit Auschwitz! Sie verkörpern das Gute, das Mitgefühl, also dürfen Sie auch die Schoa bagatellisieren und Metzger mit SS-Todesschwadronen vergleichen. Was ist denn so ein Bauernhof anderes, als ein NS-Arbeitslager. Im Grunde noch schlimmer: so ein Landwirt hält Kühe nicht, um sich an ihrem meditativen Blick zu erfreuen, und züchtet Ferkel nicht, um sie zu streicheln, sondern um seinen Lebensunterhalt zu verdienen! Daher ist das einzige, was dieser geldgeile Perversling verdient die: Nazikeule. Unterstellen Sie stets die niedrigsten Motive! Was sonst könnte einen Steakliebhaber umtreiben, wenn nicht der widerliche, annihilatorische Hass auf argentinische Paarhufer?

Wenn Sie diesen einfachen aber umso effizienteren Anweisungen folgen, werden sich die Unwissenden in Scharen bekehren und die Welt ist gerettet. Keine Angst, ihr Eifer wird dann nicht gegenstandslos. Es gibt dann immer noch etwas das Sie bekämpfen können: heimliche Vegetarier!

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